Die Müller - Thurgau - Rebe wird vorwiegend im deutschsprachigen Raum in Europa kultiviert. In der Ostschweiz ist sie heute noch die Hauptsorte, verliert aber an Bedeutung. An der Stelle des Müller - Thurgau werden vermehrt Modesorten angepflanzt oder mit neuen Züchtungen experimentiert.
Sie werden sicher erstaunt sein, wenn ich immer vom Müller - Thurgau schreibe: dies beruht auf den neusten Erkenntnissen, wo von man davon ausgeht, dass die Müller - Thurgau - Traube eine Kreuzung von Riesling und Gutedel (Chasselas) ist. Erweiterte gendiagnostischen Möglichkeiten liesen die Herkunft der Müller-Thurgau-Rebe noch genauer bestimmen: Sie definierten die Rebsorte Madeleine Royale als Vater.
Diese Rebsorte wird in der Schweiz immer noch in vielen Gebieten unter dem Namen Riesling x Sylvaner angeboten, ist in Europa unter dem Namen Müller - Thurgau (Müller - Thurgau - Rebe) bekannt. In Luxemburg bezeichnet man sie mit "Rivaner"
UrsprungDurch Kreuzung gezüchtet wurde der Müller - Thurgau durch Dr. Hermann Müller ( geb. 21.10.1850 in Tägerwilen im Kanton Thurgau) währen seines Aufenthaltes an der Weinbauschule von Geisenheim, Rheingau, wo er von 1876 bis 1880 Botanik studierte.
Als er 1891 in die Heimat zurückkehrte, um die Leitung der Forschungsanstalt für Obst- und Rebbau in Wädenswil zu übernehmen, brachte er 150 Stecklinge der neuen Rebsorte mit, aus denen später der Müller - Thurgau selektioniert wurde. Diese Sorte wurde grundsätzlich als Kreuzung von Riesling und Sylvaner angesehen.
Keiner
war dabei, als
1882 Professor Hermann Müller in Geisenheim aus zwei
Sorten eine nach ihm benannte Rebe züchtete.
Riesling und Sylvaner wurde über hundert Jahre lang als
"Eltern" angegeben.
Weil
der Müller - Thurgau indes im Charakter keine
Ähnlichkeit mit diesen Weinen hat, wurde immer wieder mal
Zweifel an dieser Kombination laut.
Neue
Erkenntnisse kommen nun von der Höheren
Bundesanstalt Klosterneuburg (D), wo im Rahmen eines Projektes zur
genetischen Charakterisierung auch der Müller - Thurgau
genauer unter die Lupe genommen wurde.Dabei
stellte sich heraus, dass zwar Spuren von Riesling erkennbar sind, aber
das Erbmaterial von Sylvaner fehlte. Anstatt dessen wurde Chasselas als
einzig möglicher Kandidat festgestellt. Dahinter
steht Logik, denn diese Rebe, in Deutschland als Gutedel bekannt und
weitverbreitet kann sehr wohl von Professor Müller in diese
Züchtung eingebracht worden sein.
Quelle: Vinum 10.96 |
Der Wein ist von mittlerer Güte , mit einem speziellen Duft der an Muskat erinnert. Dies ist besonders bei den in nördlichen Rebbauge- genden der Fall, während der Muskatton bei den Weinen aus wärmeren Lagen verschwindet. Der Alkoholgehalt ist meistens gut, die Säure schwach. In den Genfer Reblagen wird aus dem Müller - Thurgau auch ein sehr mundiger alkoholfreier Traubensaft gewonnen.
Müller - Thurgau Weine werden jung getrunken.